Kunst kreuzt Weg 2024

Gestrandet in Libyen

Eine Klangskulptur von Philipp Zürcher,
mit Reportage-Beiträgen von Bettina Rühl.

Am Boden liegt ein luftleeres Schlauchboot. Aus integrierten Lautsprechern erklingt Musik, Wind- und Wellengeräusch. Dazu sind Interviews mit in Libyen gestrandeten Flüchtlingen zu hören. Gefoltert, vergewaltigt, entführt und gegen Lösegeld von ihren Peinigern wieder freigelassen.
Auf dem Boot liegt eine menschliche Figur mit Kleidungsstücken, Schwimmweste und drei Fusschaltern in der Kreuzgegend.

«Gefoltert» – die Station XI auf dem Kunst-Kreuzweg

Die Figur lässt sich also mit Füssen treten. Der linke Schalter bringt sie zum Schweigen, bzw. zum Sprechen. Für die Musik-Komposition «Hand of God» aktiviert der mittlere Schalter eine Tonsequenz, programmiert aus Zufallszahlen, welche auch die stetigen Windgeräusche erzeugen. Brandungswellen können beruhigend wirken. Sie lassen sich mit dem rechten Knopf ein- und ausschalten.

WARNUNG: Die Berichte enthalten teilweise sehr verstörende Details!

Ausschnitt aus einer möglichen Ton-, Sprach- und Klangsequenz

Wegen mehrmaliger mutwilliger Beschädigung ist die Skulptur leider nicht mehr im Bahnhof Bern – Velostation Milchgässli – zu sehen und zu hören. Wir werden sie jedoch für die Museumsnacht vom 15. März am Bahnhof Bern – nahe der Heiliggeistkirche – noch einmal installieren (ca. 17:30 bis 20:30 Uhr).

Kurze Video-Impression der Installation am ursprünglichen Ort

Führungen:
Spezialführungen Museumsnacht am Freitag, 15. März 2024: 18:00, 20:00 Uhr; Treffpunkt Heiliggeistkirche. Mit Philipp Zürcher, Isabelle Schreier u. a.

Herzlichen Dank:
– Leihgabe Schwimmweste: Pontonierfahrverein der Stadt Bern
– Die Interviews mit Flüchtlingen in Libyen sind Ausschnitte aus dem WDR-Feature «Flüchtling in Libyen». Durchgeführt und zur Verfügung gestellt von der deutschen Afrika-Korrespondentin Bettina Rühl.

Kunst kreuzt Weg ist eine Veranstaltung der Offenen Kirche Bern, die jedes Jahr zur Passionszeit stattfindet. Dabei interpretieren 15 zeitgenössische Kunstschaffende den traditionellen Kreuzweg. Wegen der Corona-Pandemie findet der Kunst-Kreuzweg seit 2021 in einer neuen Form statt. Nämlich als Weg durch den öffentlichen Raum. Von der Heiliggeistkirche über die kleine Schanze ins Marzili, und via Floraanlage und Hirschengraben zurück zur Heiliggeistkirche.

Einen kurzen Radio-Beitrag hier anhören

Kunst-Kreuzweg-Stationen von Philipp Zürcher aus vergangenen Jahren
2021: «Sterben» – Skulptur mit Soundtrack
2022: «Zum dritten Mal fallen» – Installation mit Erlebnisbericht und Soundtrack

Kunst kreuzt Weg 2022

Installation und Soundtrack von Philipp Zürcher

Bern, Ecke Bundesgasse/Hirschengraben, 2. März bis 16. April 2022

«zum dritten Mal fallen» – Soundtrack zur Kunst-Kreuzweg-Station Nr. 10

«…und wenn man dann so am Boden liegt, wird einem erst richtig bewusst, dass man jetzt nicht mehr tun kann, was man gerne möchte…» (S. Z.)

Meine 90-jährige Tante ist letztes Jahr drei Mal gestürzt. Dabei hat sie sich am Kopf, dann am Arm und schliesslich am Oberschenkel verletzt. So wurde aus der zeitlebens unabhängigen Dame eine pflegebedürftige Person. Seit dem Umzug aus der betreuten Wohnung ins Pflegeheim überlegt sie sich nun, ihr Leben mit Exit zu beenden.

«Schlimmer kann es nicht mehr werden – besser auch nicht. Gut, dann wäre Exit vielleicht doch auch etwas…» (S. Z.)

Für den Soundtrack habe ich ein Interview mit meiner Tante durchgeführt und ihre Schilderungen verdichtet. Dazu habe ich ein Stück für hybriden Synthesizer geschrieben und eingespielt. Das ist eine Art Orgelkomposition für elektronische Sägezahn-Wellen, welche von menschlichen Stimmen und Geräuschen moduliert werden.

Die im Fenster ausgestellten Objekte habe ich, nach dem Umzug meiner Tante ins Pflegeheim, vor der Räumung ihrer betreuten Wohnung «gerettet».

Installation im Fenster an der Ecke Bundesgasse/Hirschengraben

Kunst kreuzt Weg ist eine Veranstaltung der Offenen Kirche Bern, die jedes Jahr zur Passionszeit stattfindet. Dabei interpretieren 14 zeitgenössische Kunstschaffende den traditionellen Kreuzweg. Wegen der Corona-Pandemie findet der Kunst-Kreuzweg seit letztem Jahr in einer neuen Form statt. Nämlich als Weg durch den öffentlichen Raum. Von der Heiliggeistkirche über die kleine Schanze ins Marzili, und via Floraanlage und Hirschengraben zurück zur Heiliggeistkirche.

Kunst-Kreuzweg, der Plan. Bitte anklicken zum Vergrössern.
Philipp Zürcher – «zum dritten Mal fallen» – Soundtrack zur Kunst-Kreuzweg-Station Nr. 10

Kunst kreuzt Weg 2021

Installation und Soundtrack von Philipp Zürcher

Station XII: «Sterben» von Philipp Zürcher in der Velostation Milchgässli im Bahnhof Bern.
Foto: © Vera Rüttimann
Velostation im Bahnhof Bern, 5. März bis 3. April 2021
Soundtrack: «Ist es die Angst» ANHÖREN:
«Ist es die Angst» – Soundtrack zur Kunst-Kreuzweg-Station XII. «Sterben». – Philipp Zürcher: E-Gitarre, Elektronik, Sprechstimme, Komposition, Produktion. Gao Tong Tong und Yuval Adereth: Donnerstimmen.

Kunst kreuzt Weg ist eine Veranstaltung der Offenen Kirche Bern, die jedes Jahr zur Passionszeit stattfindet. Dabei interpretieren 14 zeitgenössische Kunstschaffende den traditionellen Kreuzweg. Wegen der Corona-Pandemie findet der Kunst-Kreuzweg dieses Jahr in einer anderen Form statt. Nämlich als Weg durch den öffentlichen Raum, vom 7. März bis am 3. April. Von der Heiliggeistkirche über die kleine Schanze ins Marzili, und via Floraanlage und Hirschengraben zurück zur Heiliggeistkirche.

Kunst-Kreuzweg, der Plan. Bitte anklicken zum Vergrössern.

Zur Station XII. „Sterben“
(Installation und Soundtrack von Philipp Zürcher)
Ich sehe meine Kunst als Dichtung im Sinne einer Verdichtung. In Raum und Zeit, als Skulptur mit Soundtrack. Eine Kombination von alten Symbolen und Metaphern. Damit neue solche entstehen können. Zwischen Leben und Tod, wo Sterben stattfindet. Mein Vater, vor ein paar Wochen verstorben, sagte einmal: „Sterben ist der persönliche Weltuntergang eines Menschen.“ Da habe ich Passionsgeschichte und Johannes-Offenbarung verglichen. Habe Parallelen entdeckt. Weitere Inspirationsquellen gefunden. Das Ergebnis ist hier nun sicht- und hörbar. Ich verstehe es jedoch nur als vorübergehende Erscheinung.

Ort: Velostation Milchgässli.
Zugang im Bahnhof: zwischen Orell Füssli und Gleis 1.
Zugang vom Bahnhofplatz: zwischen Generationenhaus und Bahnhof Hauptgebäude.

Zur Installation: Eine Art Kreuzigungsszene, zusammengesetzt aus verschiedenen Figuren. Ein Gitarrenheld. Der Engel, der das Ende der Zeit ankündigt. Baron Samedi, Loa von Tod und Auferstehung. Nataraja, der Hindu-Gott Shiva als König des Tanzes.

Zum Soundtrack: „Gloria“, gesungen von einem elektronisch mutierten Knabenchor. Dazu Donnerstimmen in chinesischer und hebräischer Sprache: „Ich bin, der ich da sein werde“, „Ich bin der Anfang und das Ende“ etc.
Eine synthetische Klangschale (des Zorns?), die quer über den Himmel zieht. Ein Gitarrensolo in einem Stil, der von einer Hörerin auch schon als schizoid bezeichnet wurde. Und ein Gedicht aus Gedanken zur Todesangst meines Vaters.

Soundtrack: «Ist es die Angst» ANHÖREN:
«Ist es die Angst» – Soundtrack zur Kunst-Kreuzweg-Station XII. «Sterben». – Philipp Zürcher: E-Gitarre, Elektronik, Sprechstimme, Komposition, Produktion. Gao Tong Tong und Yuval Adereth: Donnerstimmen.

Die Fotografin und Reporterin Vera Rüttimann setzt sich seit Jahren mit urbanen Erscheinungsformen menschlicher Sinnsuche auseinander. Sie hat den Kunstkreuzweg besucht und ihre Eindrücke in starken Bildern festgehalten.

Gekreuzigter, apokalyptischer Engel, Gitarrenheld, Totengeist und König des Tanzes in einer Figur.
Fotos: © Vera Rüttimann

Kunst kreuzt Weg 2020

Die Offene Kirche Heiliggeist präsentiert auch dieses Jahr wieder den Kunst-Kreuzweg am Karsamstag: 14 Kunstschaffende interpretieren die Stationen des Kreuzwegs auf neue Art und Weise.

Philipp Zürcher – Before The Sweet Hereafter (Station «sterben»)

Eine Performance aus elektronischen Klängen, Licht, Dunkel und live E-Gitarrenmusik. – Samstag, 11. April 2020 um 16:00 Uhr im PROGR Bern . – (Nicht geeignet für Menschen mit Epilepsie)

!!! ABGESAGT !!!

«Wenn ich Szenen aus der Passionsgeschichte mit Teilen der Johannes-Offenbarung vergleiche, so sehe und höre ich Parallelen: Der Todesschrei des Messias am Kreuz und die Engels-Posaunen, die das Ende der Zeit ankündigen. Das Zerreissen des Tempelvorhangs und die Enthüllung (gr. Apokalypse) von katastrophalen Abgründen und utopischen Heilsvisionen. Mit Musik kann ich solche Vergleiche aufnehmen, vielleicht damit erneut in unbekannte Sphären vordringen und Symbole schaffen.»

Facundus-Beatus-Apokalypse, illustrierte Handschrift aus dem Jahre 1047: Die vierte Posaune

Kunst kreuzt Weg 2019

Am Kunst-Kreuzweg der Offenen Kirche Bern vom Karsamstag 2019 wurde im Untergrund des PROGR Bern eine Performance aus Licht und Live-Musik zum ersten Mal aufgeführt: «My Holy Vital Organs» und «Creation Myth» als 15-minütiges Wechselbad aus Rhythmen, Klängen, Farben, Hell und Dunkel.

«My Holy Vital Organs I. – Brain Waves», mit Video Stills aus dem «Stroboskop-Gewitter»