Mitte September 2008, genau zwei Jahre nach ihrer 24-stündigen Uraufführung bei Marks Blond in Bern, ist die Komposition 73-D von Philipp Zürcher auf CD beim Schweizerischen Tonkünstlerverein (stv/asm) erschienen.
Der Schweizerische Tonkünstlerverein, während über 100 Jahren ein bedeutender Förderer zeitgenössischer Musik, hat in den letzten zehn Jahren ca. 30 CDs und DVDs in der sogenannten experimentellen Reihe veröffentlicht. Die Gestaltung der Produkte ist einheitlich und persönlich zugleich und enthält jeweils einen ausführlichen Kommentar des Autors.
Das Ziel der CD-Serie ist die Veröffentlichung von Arbeiten, welche mittels aktueller Techniken eine neue Ästhetik entwickeln und die traditionelle Rolle des Komponisten zugleich würdigen und in Frage stellen.
73-D ist eine 24-stündige Komposition für drei Musiker und Live-Elektronik. Ein computergesteuertes Loopgerät stellt aus live gespielten Instrumentalklängen eine Begleitstimme her. Rhythmik und Form dieser zweiten Stimme sind nach einem fraktalen Muster gestaltet, das sich jeweils nach 32 Minuten wiederholt. Bei der Aufführung wird das Muster in drei achtstündigen Arbeitsschichten insgesamt 45 Mal gespielt.
Für die CD-Fassung wurde die 24-stündige Aufnahme der Uraufführung in 45 Teile zertrennt, im Computer auf zahlreichen Tonspuren angeordnet und wieder mit dem fraktalen Muster synchronisiert. So entstand die Illusion eines Orchesters, welches den Kern der ursprünglichen Komposition aufführt. Maximal 32 Musiker, virtuell geklont aus drei Solisten, spielen einen einzigen, dramatisch inszenierten Zyklus von 73-D.
Um das virtuelle Orchester in der realen Welt möglichst vielfarbig zum Klingen zu bringen, hat Philipp Zürcher im aufwendigen Reamping-Verfahren jede einzelne Gitarrenstimme noch einmal über Verstärker und verschiedene Mikrofone eingespielt. Die abschliessenden Arbeiten bei Mixdown und Mastering wurden von Benoît Piccand, unter der Regie von Philipp Zürcher, im hkb-Tonstudio in Bern durchgeführt.
Im August 2009 wurde die CD-Fassung von 73-D erstmals auch öffentlich aufgeführt. Am Festival der Genfer Gesellschaft für Elektroakustische Musik (AMEG) war in der Scheune eines Jura-Bauernhofes ein 32-kanaliges Akusmonium – eine Art Musikinstrument aus 32 Lautsprechern – aufgebaut, über welches der dritte Teil der Komposition erklang.
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